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Dies ist nicht noch ein Buch über Alkoholismus, sondern ein anderes. Es handelt von einer 25jährigen Alkoholabhängigkeit und deren Folgen. Das Thema ist aktueller denn je. Die schleichende Krankheit Alkoholismus wird in unserer Gesellschaft nach wie vor verharmlost. Alkoholiker? Das sind immer andere! Doch Alkohol kann man nicht schönreden, sagt einer, der er es am eigenen Leibe erfahren hat, der „den Teufel geritten“ hat. Erzählt wird ohne Pathos, in einer klaren, verständlichen Sprache, die durch lokal eingefärbte Ein- und „Ausfälle“ auch mal vor den Kopf stößt oder sogar zum Lachen reizt. Der Bericht ist ehrlich und frei von Selbstmitleid, aber er geht unter die Haut, weil er in jeder Phase nachvollziehbar ist. Niemand wird nach dem Lesen mehr sagen können: „selber schuld“, oder: „das würde mir nie passieren“.
Das Buch besteht aus zwei Teilen. In Teil 1 verfolgt man den Weg in die Alkoholabhängigkeit. Er handelt von Fehlern, die begangen wurden, von Fallen, in die man getappt ist und von den Konsequenzen, an denen man bis heute trägt. Es geht auch um die verpassten Chancen, die jeder im Leben bekommt.
Als zweitältestes von acht Kindern wächst der Autor in einer Bergbausiedlung bei Essen auf. Sein Vater, Vorarbeiter auf der Zeche, ist ein „harter Hund“ – Versorger und Tyrann der Familie, Alkoholiker. Er ist die Autorität, von der sich der Sohn nicht befreien kann. Doch der Alkoholismus des Vaters dient ihm keineswegs als Erklärung für seine spätere Abhängigkeit.
Im Verlauf der weiteren Geschichte sieht man, wie Alkohol in das Leben eines Menschen eingreift: eine erfolgreiche Firma geht pleite, die Ehe mit der Traumfrau scheitert, der Kontakt zur Tochter bricht für 12 Jahre ab. Parallel dazu verfolgt man die Stadien des körperlichen und seelischen Verfalls eines Menschen, Alkoholsucht im Endstadium, Freunde des Alks, Zusammenbruch, Todesangst.
Interessant ist, dass der Weg in den Alkoholismus keine Logik kennt. Es gibt Phasen, in denen ohne Schwierigkeiten wenig getrunken wird, bis hin zu einer einjährigen Abstinenz.
Ein Kapitel wird dem Entzug in Gangelt gewidmet. Der Autor begegnet dort Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, sie sind sein Spiegelbild. Für ihn beginnt hier ein neues Leben.
Teil 2 packt heiße Eisen an: Was bedeutet überhaupt „trocken sein“? Ein täglicher Kampf gegen Stimmungstief und Gewissensbisse, gegen die Lust auf ein Glas, schließlich die Angst, anstatt Wasser ein Bier zu bestellen und es nicht einmal zu wissen. Während des Schreibprozesses gibt es immer wieder Momente, in denen der Autor nahe dran ist, umzukippen. Wie sieht Partnerschaft nach dem Entzug aus? Wie man durch Psychopharmaka in die nächste Abhängigkeit gerät, Verlust der Libido, warum man nach Benutzung eines Mundwassers aggressiv wird, und andere selten erwähnte Themen. Und schließlich wird über Delphin berichtet, eine vom Autor initiierte Selbsthilfegruppe mit ungewöhnlichem Konzept.
Ein harter Hund räumt mit dem romantischen Heldentum des Süchtigen, der es „geschafft“ hat, auf. Aber man sieht auch, dass sich der tägliche Kampf lohnt. Sehr viele Menschen werden sich in dieser Autobiographie wiedererkennen, sich (auf unterhaltsame Weise) zum Nachdenken anregen lassen und wertvolle Ratschläge erfahren. Das Buch richtet sich an die 10 Millionen (!) Bundesbürger, die in gefährlicher Weise mit Alkohol zu tun haben und an deren Angehörige.
